Armutsdelikt
Armutsdelikt (Deutsch)
Substantiv, n
Singular | Plural | |
---|---|---|
Nominativ | das Armutsdelikt | die Armutsdelikte |
Genitiv | des Armutsdeliktes des Armutsdelikts |
der Armutsdelikte |
Dativ | dem Armutsdelikt dem Armutsdelikte |
den Armutsdelikten |
Akkusativ | das Armutsdelikt | die Armutsdelikte |
Worttrennung:
- Ar·muts·de·likt, Plural: Ar·muts·de·lik·te
Aussprache:
- IPA: [ˈaʁmuːt͡sdeˌlɪkt]
- Hörbeispiele: —
Bedeutungen:
- [1] Recht: Straftat, die aus wirtschaftlicher Not oder sozialer Benachteiligung begangen wird, beispielsweise Ladendiebstahl, Schwarzfahren; kennzeichnend für Armutsdelikte sind existentielle Bedürfnisse der die Straftat Begehenden
Herkunft:
- Determinativkompositum (Zusammensetzung) aus den Substantiven Armut und Delikt, sowie dem Fugenelement -s
Oberbegriffe:
- [1] Delikt
Beispiele:
- [1] „Klar ist: Wenn Forschung und Öffentlichkeit ihren Blick vor allem auf Armutsdelikte richten, entsteht ein verzerrtes und unvollständiges Bild von Kriminalität.“[1]
- [1] „Doch bis heute konzentriert sich der Großteil kriminologischer Forschung auf Armutsdelikte.“[1]
- [1] „Die Wilderer im Spessart entstammten fast ausnahmslos den sozialen Unterschichten, Wilderei war das klassische Armutsdelikt auf dem Land.“[2]
- [1] „Fahren ohne gültigen Fahrschein gilt als Armutsdelikt.“[3]
- [1] „Raubdelikte sind typische Armutsdelikte, wer will das schon offiziell hören?“[4]
- [1] „Mit der Deregulierung der sozialen Systeme und des bundesdeutschen Arbeitsmarktes werden auch in Zukunft die drei typischen Armutsdelikte – Eigentums-, Raub- und Gewaltkriminalität – zunehmen.“[5]
- [1] „»Aktuell sind es, was die EFS [Anmerkung: Abkürzung für "Ersatzfreiheitsstrafe"] angeht, überwiegend finanziell schlecht gestellte und sozial schwache Personen. […] Der Grund für die EFS ist häufig ein klassisches Armutsdelikt.«“[6]
- [1] „Verurteilte, die ihre Geldstrafe nicht zahlen können, werden ersatzweise inhaftiert. […] Viele der Betroffenen haben Armutsdelikte wie zum Beispiel Ladendiebstähle begangen oder sie wurden wegen Schwarzfahrens verurteilt.“[7]
- [1] „Aber wie kann es ungerecht sein, wenn die Geldstrafen umso niedriger sind, je weniger jemand verdient? Nagrecha erklärt: weil erstens vor allem Armutsdelikte überhaupt bestraft werden – hier spielten Klassismus und auch Rassismus eine große Rolle.“[8]
- [1] [Schwarzfahren:] „»Ich halte es nicht für richtig, dass Personen, die, weil sie kein Geld haben, eine Straftat, die auch als Armutsdelikt gelten muss, begehen und sie auch wiederholt begehen, dann nochmal mit einer Strafe zu belegen«, sagt die Kriminologin Nicole Bögelein. »Da müsste es andere Formen geben, da müsste man sozialarbeiterisch tätig werden. Also so eine marginalisierte Gruppe, die ohnehin viele Probleme hat, nochmal zusätzlich zu belasten, halte ich nicht für richtig.«“[9]
Charakteristische Wortkombinationen:
- [1] mit Verb: ein Armutsdelikt begehen
- [1] mit Substantiv: Ersatzfreiheitsstrafe wegen eines Armutsdelikts
Übersetzungen
[1] Recht: Straftat, die aus wirtschaftlicher Not oder sozialer Benachteiligung begangen wird
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Referenzen und weiterführende Informationen:
- [*] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache – Korpusbelege [dwdsxl] Gegenwartskorpora mit freiem Zugang „Armutsdelikt“
Quellen:
- 1 2 Sabrina Winter: Warum schaut die Kriminologie nicht auf die Reichen? sciencenotes.de, Eberhard Karls Universität Tübingen, Science Notes Magazin, Forschungszentrum für Wissenschaftskommunikation, Tübingen, Deutschland, 21. März 2025, abgerufen am 24. März 2025.
- ↑ Wikipedia-Artikel „Spessart“ (Stabilversion), abgerufen am 24. März 2025.
- ↑ Melanie Marks, Svea Eckert, Markus Grill: Armutsdelikte – Ins Gefängnis für Fahren ohne Ticket. In: Norddeutscher Rundfunk. 18. Mai 2022 (tagesschau.de, URL, abgerufen am 24. März 2025).
- ↑ Bernd Siegler: Bayerns Innenminister Beckstein legt Kriminalitätsstatistik vor – Horrorszenario und Realität. In: taz.de. 4. September 1998, ISSN 2626-5761 (Ausgabe vom 4.9.1998, Seite 12, Meinung und Diskussion, URL, abgerufen am 18. März 2025).
- ↑ Eberhard Seidel-Pielen: Innere Sicherheit: SPD und CDU/CSU versprechen mehr StrafeKoalition der Härte. In: taz.de. 27. Juli 1998, ISSN 2626-5761 (Ausgabe vom 27.7.1998, Seite 10, Meinung und Diskussion, URL, abgerufen am 18. März 2025).
- ↑ Protokoll-Nr. 19/44 – Wortprotokoll der 44. Sitzung – Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz – Tagesordnung: Öffentliche Anhörung. bundestag.de, Deutschre Bundestag, Berlin, Deutschland, 3. April 2019, Seite 9, abgerufen am 24. März 2025 (Wortbeitrag von Dr. phil. Nicole Bögelein, Dipl.-Soziologin, Universität zu Köln, Institut für Kriminologie).
- ↑ Statt Geldstrafe: Hunderte Straftäter in MV ersatzweise in Haft. In: Norddeutscher Rundfunk. 28. November 2023 (URL, abgerufen am 24. März 2025).
- ↑ Manuela Heim: Ersatzfreiheitsstrafen in Berlin – Für Armut bestraft. In: taz.de. 30. Mai 2022, ISSN 2626-5761 (URL, abgerufen am 24. März 2025).
- ↑ Pia Rauschenberger: Straftat oder Ordnungswidrigkeit? – Das Dilemma mit den Schwarzfahrern. In: Deutschlandradio. 2018-04-30 (Deutschlandfunk/Köln, Sendereihe: Informationen am Morgen, URL, abgerufen am 24. März 2025).
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